Das Weltkulturerbe ist mehr als Tourismus, es ermöglicht hohe Qualität bei Gebäuden im Ersten Bezirk und erhält die öffentliche Wahrnehmbarkeit des Stadtraumes und unserer Wahrzeichen.
Auf Antrag der Stadt Wien wurde unsere historische Altstadt am 13. Dezember 2001 auf die Liste des Kulturerbes der Welt aufgenommen. Zur Begründung wurde angeführt, dass “die städtebaulichen und architektonischen Qualitäten des historischen Zentrums von Wien überragende Zeugnisse eines fortwährenden Wandels von Werten während des zweiten Jahrtausends sind.” Damals jubelte die SPÖ Alleinregierung noch über diese Auszeichnung.
Nicht einmal 16 Jahre später wird das Weltkulturerbe von eben dieser SPÖ als nicht sinnvoll abgestempelt und – ohne die Wiener darüber zu befragen – ein Projekt verfolgt, welches der Stadt Wien dieses Weltkulturerbe kosten wird. Zeitgleich hören wir in den Nachrichten von Terroristen, die das Weltkulturerbe Palmyra zerstören und dafür von der westlichen Welt zu Recht scharf kritisiert werden.
Zur Untermauerung dieser Haltung wird vom Tourismusdirektor abwärts in politischem Auftrag ausgerückt, um die Bedeutung des Weltkulturerbes auf den Tourismus zu reduzieren. Deswegen komme kein Tourist mehr oder weniger. Alle anderen Vorteile werden ausgeblendet. So macht man Stimmung, so macht man Wahlkampf!
Als Bezirksvorsteher der Inneren Stadt sehe ich in meiner täglichen Arbeit warum wir das UNESCO-Weltkulturerbe der Inneren Stadt unbedingt erhalten müssen. Im Ersten Bezirk herrscht ein extrem hoher Nutzungsdruck, sowohl auf den öffentlichen Flächen als auch bei den Gebäuden. Das UNESCO-Weltkulturerbe hat sich bei vielen dieser Vorhaben als hilfreich erwiesen, um Qualität und ein entsprechendes Stadtbild in bestmöglichem Ausgleich zu halten. Denn in diesem Bereich sind Straßenräume bewusst sparsam zu möblieren und damit visuell möglichst ruhig zu gestalten. Vielfältige optische Reize, die in diesen Bereichen die Wahrnehmbarkeit des Stadtraumes und unserer Wahrzeichen stören, sind zu vermeiden.
Das Weltkulturerbe stellt die Innenstadt nicht unter einen Glassturz. Es geht auch nicht darum, jegliche Veränderung zu verhindern. Das UNESCO-Weltkulturerbe ermöglicht eine hohe Qualität bei Bauten innerhalb dieser geschützten Zone. Bisher hat sich der Weltkulturerbe-Status der Inneren Stadt als wichtiges Werkzeug erwiesen, um das einzigartige Flair der Innenstadt weitestgehend zu erhalten. Dieses Flair ist ein bedeutender Teil von Charakter und Identität unserer Inneren Stadt.
Die Stadt Wien muss sich zu Ihrer Verantwortung für unsere historische Stadt bekennen. Als Innere Stadt haben wir das mehrfach in Anträgen des Bezirksparlaments getan und die Stadtregierung dazu aufgefordert. Der Weltkulturerbe-Status der Inneren Stadt ist integraler Bestandteil der Identität Wiens und den Innenstädtern ein echtes Anliegen. Es muss in Wien möglich sein, Zukunftsentwicklung mit Historie und Weltkultur in Einklang zu bringen. Es braucht ein sowohl als auch, wenn Wien Weltstadt mit Zukunft sein will. Es liegt in der Verantwortung der Stadtregierung gemeinsam mit dem Bezirk sicherzustellen, dass dieses Erbe der Menschheit in seiner weltweiten Einmaligkeit auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt. Nur so kann der Erste Bezirk eine bewohnte Innere Stadt sein und bleiben.