Mit dem Gemeinderatsbeschluss zur Flächenwidmung Lothringerstraße/Heumarkt hat die Stadtregierung das Weltkulturerbe und unsere Verantwortung zur Erhaltung des historischen Stadtkerns begraben. Der heutige Beschluss der UNESCO, Wien auf die Rote Liste zu setzen, war, nachdem sich die Stadt Wien wiederholt nicht an den freiwillig unterzeichneten völkerrechtlichen Vertrag gehalten hat, leider zu erwarten gewesen. Die Stadtregierung hat das UNESCO-Welterbe der Inneren Stadt auf dem Gewissen.
Es ist scharf zu kritisieren, dass entscheidende Beschlüsse gefällt werden, ohne alle Betroffenen, etwa die Innere Stadt, welche sogar aus dem Flächenwidmungsverfahren herausgenommen wurde, einzubinden. Der Weltkulturerbe-Status der Inneren Stadt ist integraler Bestandteil der Identität Wiens und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern ein echtes Anliegen. Allen Warnungen der UNESCO zum Trotz unterstützte die Stadtregierung – ohne die Wiener darüber zu befragen – ein Projekt, welches uns diesen Status nun für immer kosten wird. Das ist verantwortungslos gegenüber unserer Stadt und ihrem kulturellen sowie historischen Erbe!
Die Aberkennung wird weiteren Hochhausprojekten Tür und Tor öffnen. Da helfen auch keine zahnlosen Gemeinderatsbeschlüsse und Lippenbekenntnisse. Der ohnehin schon extreme Nutzungsdruck in der Inneren Stadt wird damit noch weiter steigen. Der Erste Bezirk sieht so einer gravierenden Änderung von Charakter und Identität entgegen. Das historische Erscheinungsbild wird so auf Dauer zerstört.
Die Bezirksvertretung der Inneren Stadt hat mehrere Beschlüsse für die Erhaltung des Weltkulturerbes gefasst. Die konsequente Missachtung dieser wirft ein bezeichnendes Licht auf die Stadtentwicklungspolitik Wiens. Die Stadt Wien ist unbedingt aufgefordert, bis zur Frist der UNESCO Februar 2018, alle Schritte zu unternehmen, um das Weltkulturerbe der Inneren Stadt zu erhalten.